SAC Sektion Zermatt

Tourenbericht

Wanderwoche rund um den Grand Combin, 31. August–5. September 2003

Teilnehmer:
Edi Biner, Priska Thalmann, Sepp Tschurtschenthaler, Anja Petrig, Margrit Biner, Vroni Zellner, Marianne Zumtaugwald, Yolanda und Pius Fuchs, Willy Wenger, Franz Suter

Sonntag


Früh morgens um 6.00 Uhr begleitet mit Regengüssen fuhr ich vom Aargau ins Val de Bagnes. In Fionnay im Hotel traf die ganze Gruppe zu einem Frühstück zusammen. Pius und Edi stellten noch ein Auto zur Brunell Hütte. Wir andern hatten es nicht eilig, da der Regen keinen frühen Abmarsch erforderte. So gegen 10.30 Uhr fuhren wir die wenigen Kilometer zum Parkplatz des Mauvoisin Staudammes, wo wir unser Fahrzeuge stehen liessen. Unsere Tour führte uns bei nur noch leichtem Nieseln in 20 Minuten zu der in den Jahren 1951 -1958 erbauten Staumauerkrone. Weiter über die Mauer nach Osten, dann dem See entlang nach Süden. Über unseren Köpfen drohte der Gletscher des Giétro, der in früheren Jahren (zB.1818) für einige Katastrophen verantwortlich war. Auf der gegenüberliegenden Seeseite strahlte bei immer schöner werdendem Wetter der mächtige Tourmelon-Blanc (3702), der uns beim Weiterwandern nach und nach die Ostseite des Grand-Combin (4314) frei gab. Ein gegenwärtig besonderer Augenblick, versperrte uns doch in der Nähe vom Pierracarrô (eckiger Stein) ein Rudel von 28 Steinböcken den Weg. Vorbei an der Hochebene von Tsofeiret mit dem gleichnamigen, wunderschönen Moorsee erreichten wir den Col de Tsofeiret (2642), dem höchsten Punkt unserer Tagestour. Weiter auf einer Nebenmoräne des Gletschers zu unserem Tagesziel der Cabanne de Chanrion, (2426) einer Hütte der SAC Sektion Genf, die wir bei schönstem Wetter erreichten. An diesem Sonntag war die Hütte zu etwa 2/3 belegt, wobei noch eine zweite grössere Gruppe, die den Hauptteil ihres Gepäckes von einem Maultier tragen liess und auf der selben Tour wie wir unterwegs waren.

Montag

Bereits um 6.50 Uhr war die Sonne am Gipfel des Grand Combin bei schönstem, aber kaltem Wetter zu sehen. Ein grosser Teil der Tagestour war von der Hütte aus einzusehen, wobei als Folge des schlechten Wetters vom Vortag ab einer Höhe von etwa 2500 Meter Schnee den Weg bedeckte. Nach einem eher kargen Frühstück stiegen wir die wenigen Meter bis La Barme (2182) ab, um dann den schönen, zweistündigen Aufstieg zum Fenêtre de Durand (2797) in Angriff zu nehmen. Bei Anja zeigte sich schon bald, dass die von Edi vorgeschlagene Pausenfrequenz deutlich zu klein war. Den Grenzübertritt auf dem Pass spürte keiner von uns, doch eröffnete sich ein ganz neuer Ausblick Richtung Süd-Westen. Mit dem imposanten Mont Gelé im Süden begann der relativ lange Abstieg von mehr als 1300 Meter bis Vaud (1482). Dort wurden wir von einer überraschend schönen Gaststätte beherbergt. Das Hotel Foyer des Guides war äusserst (fast peinlich) sauber und auch das Nachtessen war von exzellenter Qualität, vielleicht für italienische Verhältnisse eher etwas sparsam. Auch die Gruppe mit dem Maulesel übernachtete im selben Hotel! Edi taufte die hübsche und sportliche Leiterin "Moulinette" und dieser Name wurde von unserer Gruppe sofort aufgenommen.

Dienstag

Wiederum wunderschönstes Wetter! 20 Minuten nach der Moulinette Gruppe nahmen auch wir den rund 600 Meter Aufstieg zur Alpe Chevrière unter die Füsse. Den meisten war der Abstieg vom Vortag immer noch in den Beinen, so dass sie froh waren, aufsteigen zu dürfen. Nach einer ausgiebigen Rast bei einer dieser vielen neuen Alp-"Hütten" folgten wir sehr angenehm einer wunderschön in der Landschaft eingebetteten Bisse "Ru de By". Ein immer wieder kehrender Rückblick gestattete uns eine Sicht auf den Mont Gelé sowie den Grand Combin und Mont Vèlan an dessen Süd-Ost-Flanke wir Richtung Süden wanderten. Nachdem wir die Alpe Champillon erreichten, entschlossen wir uns die Gruppe aufzuteilen. Die Gruppe mit Edi wanderte weiterhin der Bisse entlang, die zweite Gruppe mit Priska und Sepp nahmen den steilen Aufstieg über den Col de Champillon (2708) in Angriff. Auf dem Pass trafen wir auch die Moulinette Gruppe die ihrem Muli eine längere Verschnaufpause gönnte. Der Abstieg (ca. 1450 Meter) nach Etroubles (1270) war lange Zeit sehr schön, leider aber sind die Wege gegen Etroubles eher spärlich, schlecht markiert und häufig gepflastert - jedenfalls war ich an diesem Tag öfters froh ein GPS Gerät bei mir zu haben. Da keiner von uns die Lage vom Hotel in Etroubles genau kannte telefonierte Priska an Edi um sich zu erkundigen - dieser meinte, es sei ganz einfach nur der Hauptstrasse nach - als wir bei Hotel dann eintrafen war aber die Gruppe mit Edi gar noch nicht eingetroffen. Der Hotelier fragte ob wir mit dem Taxi gekommen seien. Später klärten uns die andern auf, dass sie sich etwas verlaufen hatten und den Rest mit dem Taxi bis Etroubles gefahren wurden. Das Hotel Col Serena erwies sich als Glücksgriff, bekamen wir doch einen Fünfgänger als Dinner serviert sowie eine Grolla, einen Kaffee D’Aosta, von gastfreundlichen Chef spendiert. Im Anschluss an der Bar liess es sich Willy nicht nehmen das Tanzbein zu schwingen, und er uns immer wieder verblüffte mit welcher Eleganz, er trotz Müdigkeit, seinen Körper bewegen konnte.

Mittwoch

Bequem liessen wir uns am Morgen nach dem Frühstück mit dem Taxibus auf den Pass transferieren, um kurz vor der Passhöhe bei Mgna. Baus (2356) unsere Rundwanderung zu starten. Diese Etappe gehört im eigentlichen Sinne nicht zur offiziellen Tour de Grand Combin. Der Aufstieg zum Fenêtre de Ferret (2689) bei kühlem und etwas nebeligem Wetter brachten wir schnell hinter uns und es ging weiter Richtung Lacs de Fenêtre (2456). Die einzelenen Nebelschwaden verhinderten eine uneingeschränkte Sicht auf die nahen Berge wie Grand Jorasse, so dass unsere Pause bei den Seen eher kurz ausfiel. Der kurze aber steile Aufstieg zum Col du Bastillon (2757), in einigen Landskarten auch Col des Cheveaux genannt, zeigte auch nicht die grandiose Aussicht. - Nicht dass etwa schlechtes Wetter war, nein einfach an einigen Berggipfel hingen vereinzelte Nebelschwaden. Nachdem wir ein Gruppenfoto gemacht hatten, stiegen wir hinunter zur Combe de Drôme (2436) um über den Col des Cheveaux (2714), auch Chemin des Cheveaux genannt, hinunter zum Col du Gd. St. Bernard (2469) zu gelangen. Hier hatten wir nun Gelegenheit das Kloster, respektive die Hundzucht zu besuchen oder aber einfach bei einem Eis die Zeit bis zur Abfahrt des Postautos nach Bourg St. Bernhard (1643) abzuwarten. Unser Quartier nahmen wir im Hotel au Bivouac de Napoléon, wo uns unser Klubkamerad Philipp besuchte und beim Essen Gesellschaft leistete.

Donnerstag

Der vorletzte Bergtag führte uns auf einfachen Pfaden über Creux du Mâ (1975) weiter nach Le Coeur (2233) hinauf zur Kuppe von LaVardette (2462). An diesem wolkenlosen, strahlend blauen Septembertag konnten wir nochmals das gewaltige Bergparadies im Westen bestaunen. Unser Weg führte uns weiter über Plan Sevéreu (2493), wo uns eine Unmenge an Schafen den Weg zum nahe gelegen Pass (2563) versperrte. Nachdem wir unser Quartier die Cabanne Col de Mille (2473) erreicht hatten, liessen wir unser Gepäck vor Ort und bestiegen den nahen Mont Brulé (2572). Welch ein Blick! In der Abendsonne konnte man im Westen über das Val d’Entremont hinweg zu den Aiguilles du Tour, Aiguilles du Chardonnet, Tour Noir, Mont Dolent und das Eisplateau de Triolet mit den Ausläufern des Grand Jorasse sehen. Nur der Mont Blanc blieb unserem Blick versperrt, doch das immer wärmer erscheinende Gegenlicht liess ein wunderbares Schauspiel stattfinden. Die Spitzen des Peptit Combin , des Combin de Corbassier sowie des Grand Combin im Süd-Osten nahmen allmählich alle Farbschattierungen von weiss bis rot an, während im Nord-Osten, Verbier langsam im Dunkel verschwand, ehe die ersten Lichter zu sehen waren. Diese sinnliche Stimmung rundeten wir mit den guten Sängern unserer Runde ab und dankten dem Herrgott für das Erlebte, bevor es einmal mehr zum Essen ging.

Freitag

Der Abschlusstag führte uns in leichtem auf und ab über Plan d’Arolle und Servay mit einem für unseren Kameramann Sepp ideal kleinen See zu unserem Wanderziel Cabanne de Brunet (2103). Diese wunderschöne Hütte mit der gastfreundlichen Hüttencrew hätte einen längeren Aufenthalt verdient, doch das Auto von Edi liess uns nicht lange pausieren. Wir holten die restlichen Autos in Mauvoisin und transferierten nach Fionnay wo wir uns nach gemeinsamen Mittagessen voneinander verabschiedeten.

Zurück bleiben Erinnerungen einer gewaltigen Szenerie, einer Harmonie der Panoramen und der Teilnehmer, einer vorzüglichen Tourenleitung bei herrlichstem Wetter. Wir freuen uns auf die nächste Tour im kommenden Jahr.

Danke.

Bericht und Foto: Franz