SAC Sektion Zermatt

Tourenbericht

Spitzhorli (Simplon), 15. März 2009 → Fotos

Leitung:
Otto Kehrli
Teilnehmer:
Edi Biner, Märki Schillinger


«Was lange währt, wird endlich gut.»

Wegen unpassenden Wetterverhältnissen und erheblicher Lawinengefahr mussten die Touren: Simplon, Breithorn-Alpjen / Gemmi, Daubenhorn und Gemmi, Steghorn leider abgesagt werden. Umso mehr freute ich mich über den Anruf von Otto am Samstagabend: «Wir starten morgen.»

Auf dem Programm wäre eigentlich das Galehorn am Simplon gestanden. Aus Sicherheitsgründen hat sich Otto jedoch kurzfristig für den Aufstieg zum Spitzhorli entschieden.

Edi und ich trafen uns am Sonntagmorgen in Zermatt und fuhren zu Otto nach Visp. Ausrüstung in einem Fahrzeug verstauen, tschüss Sue und ab in Richtung Simplon. Das Wetter sah durchmischt-gut aus. Einige Wolkenbänder hingen im Tal. Je höher wir fuhren sahen wir auch die enormen Schneemengen, welche in den vergangenen Wochen gefallen waren. Am Ende der Galerie vor dem Simplonpass wurde uns wieder bewusst, welche Wucht und Gewalt die Natur in sich birgt. Da war doch eine mächtige Lawine bis über den Galerieausgang gedonnert. Bäume mit weggepusteten Wipfeln und meterhohe Schneewände gespickt mit Ästen säumten den Weg zum Simplonpass.

Um 08 Uhr 30 starteten wir nach dem LVS-Test bei leichtem Nebel auf der Höhe Hospiz in Richtung Hopschusee. Der Nebel riss langsam auf und das Tochuhorn sowie die umliegenden Bergspitzen (Monte Leone, Breithorn, Hübschhorn, Fletschhorn, Lagginhorn, …) zeigten sich gespenstig-schön. Otto und Edi, die zwei «alten» Bergfüchse, zeigten mir auch, welcher Berg welchen Namen trägt und wie oft sie schon von ihnen bestiegen wurden. Das Edi bislang noch nie auf dem Spitzhorli gewesen war erstaunte Otto ein wenig und freute sich umso mehr, dass gerade er Edi führen durfte. Wir querten in westlicher Richtung die Südflanke des Tochuhorns und kamen immer mehr in die wärmende Sonne. Der Schnee war vom Wind ziemlich hart gepresst und so stellte sich die Frage: Harscheisen an oder nicht? Wir entschlossen uns, ohne die Eisen zu montieren, weiter zu gehen und drückten unsere Felle im Gleichschritt und mit viel Gefühl in die Spur. Auf 2400m kamen wir auf eine grosse Hochebene, auf welcher im Sommer gehirtet wird. Also Kühe hat es ja im Winter hier keine; aber jede Menge von begeisterten Schneeschuhwanderern. Die kamen auch flott voran. Da meint Edi nur so kurz und trocken: «Tja, zum Aufsteigen ist das schon eine tolle Sache mit Schneeschuhen. Aber zum Runtergehen? Dann schon lieber auf zwei Brettern, jugendlich-elegant seine Kurven in den Schnee schreiben.» Ich konnte mich dieser Aussage nur anschliessen und freute mich schon riesig auf eine tolle Abfahrt. Am Rande der Hochebene stiegen wir dann in Richtung Nanzlicke auf 2600m auf. Der teilweise heftige Wind und der Nebel fingen an mit uns zu spielen. Jacke an – Jacke aus – Jacke an. Auf der Nanzlicke angekommen, standen wir dann im dicken Nebel vor einem vom Winde verwehten Wegweiser. Otto meinte lachend: «Wenn der Weg ins Nanztal so steil ist wie der umgekippte Wegweiser dies anzeigt, sollte man sich besser abseilen als zu wandern.» Otto führte uns dann im dicken Nebel rechts weg in Richtung Gipfel. Auf dem ersten der drei Spitzhorli-Gipfel (2729m mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch) angekommen, pfiff uns ein sehr heftiger Wind um die Ohren. Der Wind war so heftig, dass sogar Otto’s Mütze in akrobatischer Weise davonflog, sich bei einer weiteren Gipfelstürmerin am Rucksack verfing und von Otto in eleganter Weise gerettet wurde. Ich dachte schon er wolle die unbekannte Gipfelstürmerin stürmen.


Nun hiess es: Felle abmontieren, Sachen festhalten, Gipfelwein vergessen und rechts umkehrt zur Abfahrt. Im dicksten Nebel und stürmischsten Wind versuchte Otto den Einstieg in die Ostflanke des Spitzhorli’s zu finden. Doch merkten wir bald, dass wir bereits zu tief waren und so die Abfahrt wieder in Richtung Nanzlicke vorzogen. Auf hart gepresstem, wellenförmigem Untergrund und ohne grosse Sicht zeigte sich nun wer Skifahren kann. Ich hielt mich dicht an Edi und Otto, die beiden Kraks, und gab mein Bestes. Die Abfahrt führte uns dann an die Nordostseite des Straffelgrates und die Sicht sowie die Schneeverhältnisse wurden immer besser. Wir suchten die besten Hänge aus, schwangen uns wie junge Wiesel hinterher, mit einem Grinsen im Gesicht an den uns wohlbekannten Schneeschuhläufern vorbei in Richtung Blatte. In der Ebene von Blatte bei den alten Steinhäusern angekommen schnallten wir die Felle nochmals an und begaben uns zur Simplon Passstrasse. Nach einem kurzen Fussmarsch erreichten wir dann ca. um 12 Uhr 30 mit einem wohligen Gefühl im Bauch wieder unseren Ausgangspunkt. … .«Äs het schich glohnt!»

Nicht nur das wohlige und zufriedene Bauchgefühl hat sich gemeldet, sondern auch ein kleines Knurren war da hörbar. Also … Ein kleines Apero mit Mostbröckli von Märkis Ueli-Hof, Gommerkäse und Roggenbrot hat den erste Hunger gestillt … oder noch mehr angeregt? Nach einer kurzen Rückmeldung von Otto’s Zuhause hiess es: «Äs isch kochut!». Wir fuhren zurück nach Visp zu Otto und Sue, welche uns kurzerhand ein Supermittagessen (Mah Meh) hergezaubert hat. Auf den tollen Tag stiessen wir mit dem Gipfelwein (natürlich aus dem Hause Amédée) an und genossen die frühlingshaften Sonnenstrahlen auf der Sonnenterasse von Sue und Otto.

Ganz herzlichen Dank an alle drei. Komme gerne wieder mit.

Bericht: Märki
Fotos: Otto und Märki

Spitzhorli: