SAC Sektion Zermatt

Tourenbericht

Mont Blanc 4810m, 18. August 2012 → Fotos

Von der Cosmiques-Hütte über die Flanken von Mont Blanc du Tacul und Mont Maudit auf den Mont Blanc.

Leitung:
Urs Lauber
Teilnehmer:
Annette Steger, Eva Jenni, Fabienne Jelk, Yolanda Lorenzi, Katharina Rufibach, Fabian Wenger, Fernando Willisch, Kari Schmidhalter, Lukas Brantschen, Sven Friedli, Valentin Jentsch
„Eigentlich ist alles nur ein Sehnen auf die letzten Meter… Diese letzten Schritte, ja, die tun richtig gut. Und dann oben. Zeit zum Atmen, Zeit zum Sehen, Zeit zum Staunen.“

Dieses Zitat von Reinhard Klappert – österreichischer Bergführer und Autor – passt genau auf die Besteigung des Mont Blanc, wobei das mit dem Atmen auf 4810 Meter über Meer so eine Sache ist…

Der Mont Blanc ist der höchste Berg der Alpen, und je nach Definition der innereurasischen Grenze auch der höchste Berg Europas. Er wurde am 8. August 1786 erstmals durch Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard bestiegen.


Unsere Besteigung des Mont Blanc ging um 09.00 Uhr des 17. August 2012 in Zermatt los, und als wir gegen Mittag in Chamonix ankamen, waren alle zwölf Teilnehmer beisammen. Die erste Herausforderung, um dem Mont Blanc ein bisschen näher zu kommen, bestand darin, auf dem Parkplatz bei der Luftseilbahn zur Aiguille du Midi drei freie Plätze zu finden. Nachdem dann einige von uns einen italienischen Wohnwagen, der vier Plätze blockierte, nach langem Hin und Her und «gutem Zureden» dazu brachten, sich zu verschieben, war das geschafft, und niemand von uns musste die Behindertenparkplätze brauchen. Dann kam die nächste Hürde, das Beschaffen der Billette. Auch hier halfen einige von uns – Namen werden aus Datenschutzgründen keine genannt – ein bisschen nach, indem sie zwei empörten Frauen in der Kolonne vor dem Schalter weis machten, dass wir eine Reservierung für die Tickets hätten – war auch nicht ganz gelogen, wir hatten ja die Hütte reserviert. Das System funktioniert wie bei der Post, man erhält einen Zettel mit einer Nummer und die ungefähre Zeit, wann man hochfahren kann. Wir ergatterten die Nummer 63, was bedeutete, dass wir zwei Stunden Zeit für Pizza und dergleichen und einen kurzen Shoppingbummel durch Chamonix hatten.



Die Fahrt zur Aiguille du Midi (3842m) ist spektakulär. Die Bahn wurde im Jahr 1955 eröffnet und führt in zwei Sektionen über die Mittelstation an der Plan de l’Aiguille auf die Felsspitze ganz oben. Sie galt damals als höchste Seilbahn der Welt (Höhe Bergstation 3777m), bis dann jene aufs Kleine Matterhorn gebaut wurde. Bei der Fahrt mit den ganzen Touristen nach oben kam richtiges «Sonntagsausflugsfeeling» auf. Dies verging dann relativ rasch, als wir die ersten Meter des «Hüttenweges» erblickten. Während sich die Sonntagsausflugs-Touristen an die Snackbar und in den Souveniershop begaben, hiess es für uns, in einem vereisten, tropfenden Tunnel Steigeisen und Gstältli montieren und anseilen. Dann ein paar Meter zu einem Geländer mit einer Lücke drin laufen, und nach zwei Schritten befanden wir uns auf einem – vorsichtig ausgedrückt – «luftigen» Grat, links unten irgendwo Chamonix und rechts unten irgendwo ein Gletscher, und müde Bergsteiger, die einem torkelnd entgegenkommen und denen man irgendwie ausweichen muss in der Hoffnung, dass sie oben auf dem Grat bleiben, wenn man daneben im Abhang mehr oder weniger sicher steht. Nun ja, wir überstanden auch diesen Adrenalinkick und erreichten nach etwa einer halben Stunde die Refuge des Cosmiques. Die Hütte steht auf einer 3613m hohen Eis- und Felskuppe und wurde in den 1930er-Jahren auf Initiative des Physikers Louis Leprince-Ringuet hin gegründet, der hier die kosmische Strahlung untersuchen wollte. Deshalb auch dieser Name. Die Hütte bietet Platz für 130 Personen und ist gemütlich und komfortabel, ausser vielleicht dem einzigen 20cm-grossen Waschbecken, das bereits verstopft war, nachdem sich zwei der 130 Personen die Zähne geputzt hatten.


Am nächsten Tag oder fast noch am gleichen Tag hiess es dann nach knapp drei Stunden «Schlaf» um ein Uhr aufstehen, und nach der üblichen Hektik ging es um Viertel vor zwei los. Die Besteigung des Mont Blanc von der Refuge des Cosmiques aus führt über den Mont Blanc du Tacul (4248m), dann nach einem kurzen Abstieg über den Mont Maudit (4465m), wobei man jeweils nicht bis ganz hoch auf den Gipfel geht, und schliesslich nach einem weiteren kurzen Abstieg auf den Gipfel des Mont Blanc. Die Lichter der unzähligen Stirnlampen im Steilhang des Mont Blanc du Tacul und tief unten die Lichter von Chamonix und der umliegenden Dörfer boten ein fast schon unwirkliches Bild. Wir kamen gut voran, bis wir dann bei den fixen Seilen am Mont Maudit von ein paar Italienern «ausgebremst» wurden. Dort wurde es dann auch ziemlich steil und eisig, von oben regnete es kleine Eisklümpchen und wir mussten die Frontzacken unserer Steigeisen und die Pickel einsetzen, aber unsere Seilführer brachten uns sicher durch diese Schwierigkeit und an den hektisch schreienden Italienern vorbei. Als der Gipfel in Sichtweite war, kam die Sonne hervor. Das rote Licht und die einzigartige Stimmung beantworteten die Frage, weshalb man sich das immer wieder freiwillig antut. Urs führte uns dann mit einem perfekten regelmässigen, der Höhe angepassten Schritt Richtung Gipfel. Plötzlich gings dann nicht mehr höher, und da standen wir, auf dem höchsten Gipfel der Alpen, und hatten Zeit zum Atmen (oder besser gesagt Keuchen), Zeit zum Sehen, Zeit zum Staunen…

Nach einem problemlosen Abstieg und Aufstieg zurück zur Bahn (jetzt waren wir auf dem Grat die müden Bergsteiger, denen die anderen ausweichen mussten) befanden wir uns gegen ein Uhr wieder im vereisten, tropfenden Tunnel auf der Aiguille du Midi und zogen unsere Steigeisen und Gstältli aus. Wir besorgten die Nummer für die Fahrt zurück ins über 30-Grad-heisse Chamonix zu eisgekühltem Cola, Bier und Magnum.

Fazit dieser Tour: Ein vergessener Helm (PS an die nächsten Mont-Blanc-Besteiger: Bitte weissen, im Schnee liegenden Helm mitnehmen), ein Paar vergessene Handschuhe, der Gipfelschnaps, der auf dem Gipfel nicht bei allen die Runde machte, ein wunderschönes Erlebnis und ein unvergesslicher Tag!

Ein herzliches Dankeschön an den Tourenleiter Urs und an die Seilführer Kari, Sven und Luki.

Bericht: Fabienne
Fotos: Urs und Fernando